Beschreibung
PHILIPP die Maus Ausgabe 11/2023
Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern, im Nachklang zu Philipps Weihnachtsheft, auch die Frage von Eltern, weshalb wir in den Geschichten und Bildern den Weihnachtsmann auftreten ließen – und eben nicht das Christkind. Verdrängen wir damit nicht eine wunderschöne Tradition und stiften wir nicht auch Verwirrung in Familien, in denen nach altem Brauch die Kinder vom Christkind beschenkt werden?
An dieser Sorge ist vieles, aber nicht alles richtig. Zwar ist der profane Santa Claus der traditionellen süddeutsch-österreichischen Weihnachtskultur fremd, doch hat er als Weihnachtsmann (eigentlich als kalendarisch verschobener St. Nikolaus) durchaus norddeutsche, niederländische und skandinavische Wurzeln; dass er aus den USA verkitscht und seiner Bischofsmütze beraubt zu uns zurückkam, ist eine andere Sache.
Jedenfalls kennen ihn alle Kinder im deutschen Sprachraum als weihnachtliche Figur. Das Christkind hingegen spielt in vielen protestantisch geprägten Gebieten weniger eine Rolle. Mit ihm als Adressat von Toms Wunschzettel (auf den nächsten Seiten) könnten dort die Kinder wenig anfangen. Überhaupt würde das numinose, tiefe, feinsinnige und eigentlich nicht abbildbare Christkind nicht sonderlich gut zu Philipps Fantasiewelt passen.
Maus und Jesuskind gehören unterschiedlichen Sphären an, die zu vermischen mir fast respektlos erscheint. Kinder sind da, wie wir wissen, deutlich flexibler; der christliche Kinderglauben nimmt, glaube ich, auch keinen Schaden, wenn sich an der Krippe auch die eine oder andere Playmobil-Figur unter die Hirten mischt, oder der Weihnachtsmann dem Christkind beim Verteilen der Geschenke aushilft.