Beschreibung
PHILIPP die Maus Ausgabe 4/2024
Kinder lieben Reime, angefangen bei lautmalerischen Fingerspielen über Quatschgedichte – je absurder, desto lustiger – bis hin zu kleinen, in Verse gegossene Erzählungen. Denn beim lauten Sprechen geschieht Wunderbares: Das Versmaß gibt den Takt vor, die Sätze schwingen und die Wörter finden ihren Laut. Und ähnlich klingende Wörter verbinden sich hörbar miteinander, auch wenn Köpfe und Töpfe nur akustisch miteinander zu tun haben.
Das eine ist die Bedeutung eines Wortes, das andere sein Klangkörper – das Wort „lautet“ auf bestimmte Weise. Gerade in Reimwörtern wird das zu einer sinnlichen Erfahrung. Lesedidaktiker nennen das etwas umständlich die phonologische (oder phonematische) Bewusstheit.
Bewusst den Lauten lauschen, den Rhythmus in ein paar Zeilen spüren, den magischen Gleichklang von Reimwörtern wahrnehmen: Mit dieser Erfahrung fällt es Kindern auch leichter, Wörter und Sätze sprachlich korrekt zu bilden. Je früher und deutlicher ihnen der Klangcharakter bewusst wird, desto spielerischer werden sie sich im Regelwerk der Schriftsprache zurechtfinden. Vor dem Sprechen kommt das Hören – und vor dem Lesen und Schreiben kommt das Sprechen. Es geht um Sprachverständnis, um Lautbildung und korrekte Aussprache und nebenbei auch um die Erweiterung des Wortschatzes.
Gerade in Reimen wird das zum Kinderspiel, zum Sprach- und Hörspiel, das in der (auswendigen) Wiederholung noch an Zauber gewinnt; Gedichte dulden keine Varianten, jedes Wort hat seinen Platz im Satz. So auch in der Vorlesegeschichte vom Huhn, bei dessen Besuch bei Bär und Igel (auf S. 40) sich ein skurriles Missverständnis auf das andere reimt. Phonologische Bewusstheit hin oder her: Wir hoffen, diese etwas aus der Mode gekommene Reimform macht Ihnen viel Spaß beim Vorlesen und Ihren Kindern beim Zuhören und Nachsprechen.